Thursday, 04 August 2005 |
Erste Version von Paranoidgynandroid. Übersetzung von xaida und Maz (2004-2005). Ergänzungen und Erweiterungen von Maz (2015-2018).
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Allgemeine Fragen
Bin ich asexuell?
Niemand kann dir auf diese Frage eine Antwort geben. Nur du selbst kannst
entscheiden, welche Beschreibung am besten zu deinen Erfahrungen passt und mit
welcher du dich wohl fühlst. Vielleicht sind die FAQ und der Rest an
Infomaterial auf dieser Seite für dich hilfreich. Vergiss nicht, dass die
Definition für Asexualität lautet "Kein Verlangen nach sexueller Interaktion" bzw. "keine sexuelle Anziehung" (die erste Definition wird auf Aven Deutschland von knapp 75% der Mitglieder bevorzugt. Siehe dazu diesen Thread).
Natürlich musst du dich nicht als asexuell bezeichnen, nur weil die Definition auf dich zutrifft. Es liegt ganz an dir zu entscheiden, ob der Begriff Asexualität für dich passend ist und was, wenn überhaupt etwas, asexuell sein für dich persönlich bedeutet.
Mich ziehen manche Menschen an, ich habe aber nicht das Verlangen nach sexueller Aktivität mit ihnen. Wohin passe ich?
Viele Menschen können andere z.B. als ästhetisch oder intellektuell interessant bzw. anziehend empfinden oder sogar romantische Gefühle für sie entwickeln, ohne dass dabei eine erotische bzw. sexuelle Komponente im Spiel ist. Solange das ausschließlich der Fall ist, sind diese Menschen in jedem Fall (gemäß aller üblichen Definitionen) asexuell. Andere Menschen können in der gleichen Situation hingegen (zusätzlich) auch sexuelle Empfindungen erleben, haben aber dennoch kein Verlangen danach deswegen auch sexuell zu interagieren. Obwohl sie sich der Existenz einer sexuellen Komponente in der Anziehung also bewusst sind haben sie dennoch kein Bedürfnis danach diese auch auszuleben (diese Menschen wären nach US-Definition nicht asexuell aber nach der deutschen Definition schon). Wieder andere Menschen haben zwar ein Bedürfnis nach sexueller Interaktion bzw. sexuellen Aktivitäten mit anderen empfinden dabei aber keine sexuelle Anziehung oder sogar überhaupt keine Anziehung zu diesen Personen (diese Menschen wären nach der US-Definition asexuell aber nach der deutschen Definition nicht).
Ich fühlte mich bisher in meinem Leben nur von etwa drei Leuten
angezogen und/oder hatte das Bedürfnis nach Sex mit ihnen. Bin ich sexuell
oder asexuell?
Das musst du entscheiden. Eine mögliche Bezeichnungen für diese Menschen sind auch die Begriffe "Semisexuelle" oder das "Gray-A" Spektrum. Wahrscheinlich spielt Sex eine relativ kleine
Rolle in deinem Leben. Du hast mit den meisten Asexuellen gemeinsam, dass du bei
fast jedem, den du triffst, keine sexuelle Anziehung erfährst bzw. kein Bedürfnis nach sexueller Interaktion besteht.
Ich fühle mich erst wirklich von jemandem angezogen bzw. entwickle ein Verlangen nach sexueller Interaktion,
nachdem ich denjenigen besser kennengelernt habe. Was bedeutet das?
Eine mögliche Bezeichnung für diese Menschen ist "Demisexuelle". Die meisten Sexuellen empfinden nämlich schon beim bloßen Ansehen andere Personen (z.B. aufgrund optischer Merkmale oder bestimmter Bewegungsmuster) als sexuell anziehend und/oder suchen sich aufgrund ihres sexuellen Verlangens Partner, die ihrer emotionalen Grundorientierung entsprechen.
Asexuelle und demisexuelle Menschen (aber auch einige Sexuelle) werden hingegen primär von der Persönlichkeit oder komplexen Verhaltensweisen eines Menschen angezogen. Sie können also nicht feststellen, ob die andere Person für sie anziehend ist bzw. entwickeln kein Verlangen nach sexueller Interaktion solange sie nicht herausfinden konnten, wie deren Persönlichkeit ist. Es ist für diese Menschen also üblich, Verlangen nicht mit Körpern zu verbinden, sondern allenfalls dann ein Bedürfnis nach sexueller Nähe zu entwickeln, nachdem sie den anderen als Freund kennen gelernt haben (obwohl eine "Liebe nach dem erstem Gespräch" durchaus möglich ist).
Der wichtigste Unterschied zwischen Sexuellen und Demisexuellen im Vergleich zu Asexuellen besteht darin, dass die Anziehungen Sexueller und Demisexueller das Verlangen nach sexuellen Handlungen mit einschließen, während das Verlangen Asexueller in Richtung anderer Arten von Intimität geht.
Einige Dinge machen mich an, aber die haben nicht wirklich etwas mit anderen Menschen zu tun. Ich nehme an, dann bin ich nicht asexuell?
Bei der Entscheidung, ob jemand sich als asexuell oder nicht identifizieren sollte kann es hilfreich sein zu beachten, ob der innere Wunsch besteht Sexualität mit anderen auszudrücken. Auch wenn die Sexualität keine Anziehung zu anderen beinhaltet oder übliche Formen des Geschlechtsverkehrs nicht gewünscht bzw. als unbefriedigend erlebt werden, könnte dennoch ein Verlagen danach bestehen Sexualität mit anderen auszudrücken. Asexualität bezeichnet (zumindest in der deutschen Definition) schließlich nicht einfach "nur" die Abwesenheit eines Verlangen nach "klassischem Geschlechtsverkehr" sondern die Abwesenheit eines Verlangens nach sexueller Interaktion ansich.
Daher muß Asexualität insbesondere vom Fetischismus aber auch von einer Fixierung auf bestimmte Formen der sexuellen Stimulation (wie z.B. ausschließlichem Pornographiekonsum) abgegrenzt werden, da das Objekt bzw. die Handlung in diesem Fall erst durch eine assoziative Verbindung mit anderen als sexuell stimulierend oder befriedigend erlebt wird.
Wichtig ist auch eine Abgrenzung zum Suchtverhalten (z.B. im Kontext Pornographiekonsum) bei dem das "abstrakte/virtuelle" Suchtobjekt einen überhöhten Stellenwert erhält, was wiederum zwangsläufig zu einem Verlust des Interesses an realen Personen bzw. anderen Interaktionsformen führt. Dieses und ähnliche Beispiele sind offensichtliche Symptome einer psychischen Problematik aber keine sexuelle Orientierung.
Wenn die eigene Sexualität hingegen grundsätzlich nicht mit anderen assoziiert ist kann die Einordnung unter den Begriff Asexualität zumindest für die betreffenden als sinnvoll erscheinen. Dies gilt z.B. für Objektophile also Personen, deren Anziehung und/oder Verlagen ausschließlich auf Objekte bezogen ist (im Gegensatz zum Fetischismus bei dem das Objekt eine assoziative Verbindung zu anderen aufweist) oder für Fikotophilie bei der das Verlangen nur auf virtuelle bzw. zwangsläufig unerreichbare Personen hin ausgerichtet ist.
Ich habe keinen Wunsch meine Sexualität mit meinem Partner auszuleben obwohl ich ihn liebe. Was bedeutet das?
Für einige Menschen muss der Ausdruck von Liebe immer auch Sex beinhalten. Für sie scheint es selbstverständlich, dass man sich wünscht, den liebenden Partner in die eigene Sexualität mit einzubeziehen, wenn man fähig ist, auf irgendeine Art und Weise sexuell aktiv zu sein. Für viele Asexuelle besteht hingegen keine solche Verbindung zwischen Sex und Liebe. Den Partner aus den eigenen sexuellen Gefühlen herauszuhalten, besonders, wenn diese nichts mit Geschlechtsverkehr oder mit anderen Menschen zu tun haben, bedeutet nicht, dass man diese Empfindungen ablehnt oder die Liebe nicht vollkommen ausdrücken kann.
Menschen, die sich als asexuell erkennen, versuchen oft herauszufinden, wie sie ein emotional vollständiges Leben führen können, ohne dabei unbedingt eine sexuelle Beziehung mit anderen einzugehen und wie sie in einer Welt leben können, die hohen Wert auf Sexualität und sexuelle Beziehungen legt. Wenn das auch eine Frage ist, mit der du dich auseinandersetzen musst, dann lohnt sich der Besuch in der asexuellen Gemeinschaft.
Asexuelle mit überhaupt keinen sexuellen Empfindungen (Nonlibidoisten) haben viel mit Menschen gemeinsam, die in ihre sexuellen Gefühle niemanden mit einbeziehen. Beide Gruppen können sich in einer Gesellschaft verunsichert fühlen, die von jedem erwartet, dass er an anderen in sexueller Hinsicht interessiert ist.
Ich war früher sexuell, heißt das, dass ich jetzt nicht asexuell bin?
Einige Menschen, die sich jetzt als asexuell bezeichnen würden, waren früher stärker sexuell z.B. während ihrer Pubertät oder allgemein in einer früheren Phase ihres Lebens.
Wer aktuell wenig oder überhaupt kein Verlangen nach sexueller Interaktion bzw. keine sexuelle Anziehung zu anderen empfindet, ohne durch diese Veränderung einen Leidensdruck zu erleben, auf den trifft die Definition von Asexualität grundsätzlich zu. Allerdings hat Asexualität als Orientierung einen zeitlich überdauernden Charakter und ändert sich daher im allgemeinen nicht grundlegend! Ob und inwiefern bestimmte Auslöser für Veränderungen im Leben relevant waren und was das für die Zukunft bedeutet kann man aber nur selbst beurteilen. Die Einordnung in den Graubereich (Gray-Spektrum) bzw. Semisexualität bleibt auch hier eine mögliche Option.
Meine Sexualität kommt in Phasen. Manchmal empfinde ich z.B. Verlangen nach sexueller Interaktion dann wieder längere Zeit nicht. Gibt es für mich einen Platz in der asexuellen Gemeinschaft?
Auch diese Empfindungsweise kann ggf. im Graubereich bzw. im Bereich Semisexualität zu verorten sein, obwohl sie selbst für stark sexuelle Menschen nicht untypisch ist (insbesondere wenn diese Phasen an bestimmte Lebensabschnitte gekoppelt sind oder in Abhängigkeit von der Qualität der Beziehung zum Partner auftreten).
Dennoch hat jemand mit diesem Empfindungsmuster eine Menge mit Asexuellen gemeinsam. In Zeiten, wo kein Verlagen besteht, kann man Asexualität gut nachvollziehen und wenn Verlagen vorhanden ist, gibt es immer noch "asexuelle Bereiche" wie z.B. die Fähigkeit, sexuellen Partnern die asexuellen Empfindungsweisen zu erklären. Daher kannst man auch einen Platz in der asexuellen Gemeinschaft finden.
Ich masturbiere, schließt das Asexualität aus?
Nein. Im Allgemeinen sind Asexuelle rein physisch auch zu sexuellen Handlungen fähig. Einige masturbieren und andere wiederum nicht. Masturbation erzeugt für manche Menschen ein angenehmes Gefühl, welches auch Asexuelle benutzen können, um an ihrem Körper Freude zu finden. Einige Asexuelle können sich nur manuell erregen andere erregen sich durch Gedanken oder Fantasien (viele Asexuelle denken dabei aber an nichts speziell sexuelles).
Eine häufiger Unterschied zwischen Sexuellen und Asexuellen besteht auch darin, dass selbst sexuelle Fantasien für Asexuelle keine Bezug zum realen Leben haben. Wenn ihnen wirklich die Möglichkeit gegeben würde, mit Personen aus der Fantasie sexuell aktiv zu werden, gäbe es keine Anziehungskraft oder das Verlangen wäre so gering, dass es vollständig ignoriert werden kann. Für diese Trennung zwischen Personen bzw. Objekten oder Vorstellungen der Fantasie und dem tatsächlich erlebten Verlangen in der Realität werden gelegentlich die Begriffe autochorissexuell oder aegosexuell verwendet.
Einige Asexuelle können also auch als "Autosexuelle" verstanden werden. Manche von ihnen haben von anderen unabhängige sexuelle Bedürfnisse also eine "Libido", die sich zusätzlich auch mental und emotional manifestiert.
Von anderen Asexuellen wird diese "Libido" hingegen nicht als auf mentaler oder emotionaler Ebene relevant erlebt, sondern als ein rein körperliches Bedürfnis bzw. als ein rein körperlicher Vorgang empfunden.
Ich verliebe mich manchmal, bedeutet das, dass ich nicht asexuell bin?
Eine beträchtliche Anzahl von Asexuellen verlieben sich. Emotionale oder romantische Anziehung oder Verlangen sind nicht gleich sexuelle Anziehung bzw. Verlangen. Für manche gehört das zusammen, aber sie sind nicht zwingend miteinander verbunden. Viele Asexuelle haben einen "Romantiktrieb". Sie wünschen sich, mit einer anderen, für ihr Leben bedeutsamen Person zusammen zu sein, nur dass die Intimität, die sie sich dabei wünschen, nicht sexueller Natur ist.
Ich empfinde angenehme Gefühle beim Sex mit meinem Partner aber ich hatte niemals das Verlangen, mit ihm oder jemand anderem Sex zu haben. Kann es sein, dass ich asexuell bin?
Die meisten Asexuellen sind zum Sex fähig und die Frage ob dieser als angenehm, unangenehm oder neutral empfunden wird ist für die Frage nach der sexuellen Orientierung prinzipiell unerheblich.
Die Gemeinsamkeit aller Asexueller besteht aber darin, dass sie kein Verlangen nach Sex mit anderen haben. Sie werden nicht "scharf" und andere machen sie nicht an. Das hält sie jedoch nicht zwangsläufig davon ab, beim Sex Vergnügen zu empfinden, wenn sie sich dazu entschlossen haben sich dennoch darauf einzulassen. Genauso, wie sexuelle Menschen in asexuellen
Beziehungen leben können ohne zu Asexuellen zu werden, können asexuelle Menschen an sexuellen Beziehungen teilnehmen ohne zu Sexuellen zu werden. Wenn man sich damit wohl und glücklich fühlt, ist das eher Grund zum feiern als ein Grund, die eigene "asexuelle Reinheit" anzuzweifeln.
Es gibt verschiedenste Gründe, warum Asexuelle sich für sexuelle Aktivitäten entscheiden können. In einer Liebesbeziehung können manche Asexuelle daran Freude haben, ihrem Partner sexuelles Vergnügen zu geben, ohne jemals selbst sexuelles Verlangen oder Anziehung empfunden zu haben. Auch der Wunsch nach Kindern wird oftmals als Argument verwendet sich auf sexuelle Handlungen einzulassen. Die Beweggründe könnten sogar Neugier oder Experimentierfreude sein (eine beträchtliche Anzahl Asexueller haben Sex ausprobiert).
Gute Beziehungen gründen aber oft auf hoher Offenheit. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Asexueller sich in einer sexuellen Beziehung mit einem Partner, der nichts von seiner Asexualität weiß, vollkommen wohl fühlt.
Es sollte aber auch erwähnt werden, dass den meisten Asexuellen Sex vollkommen
gleichgültig ist oder sie diesen als enttäuschend oder unangenehm empfunden haben. Manche empfinden die Vorstellung an sexuellen Aktivitäten teilzunehmen auch als vollkommen abstoßend. Gelegentlich kann diese Empfinden zur Entwicklung einer generellen sexuellen Aversion führen. Die Existenz einer solchen Aversion an sich ist aber weder ein Zeichen für Asexualität noch ein Ausschlussgrund!
Ich verliebe mich nicht und habe kein Verlangen nach sexueller Interaktion. Ich bin vollkommen zufrieden damit, nur ein paar enge Freunde zu haben. Das bedeutet wohl, dass ich ganz besonders asexuell bin?
Ja, das bedeutet, dass man asexuell ist, aber die Aussage "ganz besonders" sollte man in Frage stellen. Es gibt keine Hierarchie von Asexualität. Asexuelle ohne "Romantiktrieb" (hierfür wird auch die Bezeichnung Aromantiker verwendet) sind nicht asexueller als die mit. Asexuelle, die sich in Beziehungen mit liebenden Partnern befinden haben genau die gleiche Stellung innerhalb der Gemeinschaft, wie die, die niemals eine romantische oder sexuelle Erfahrung hatten. Gemeinschaft hat nichts mit Elitedenken zu tun.
Variabilität ist eine gute Sache in jeder Gemeinschaft. Jeder in der Gemeinschaft hat ebenso viel Wert wie jeder andere.
Ich finde Menschen attraktiv und sie machen mich an, aber ich mag Sex nicht und
würde es nie tun. Bin ich asexuell?
Wenn dich andere anmachen, dann trifft die Definition auf dich nicht zu. Asexualität ist ein "Mangel" an sexueller Anziehung zu anderen Menschen bzw. ein "Mangel" an Verlangen nach sexueller Interaktion aber sicher kein "Mangel" an Aktivität. Ebenso ist Asexualität keine Entscheidung. Asexuelle werden nicht "scharf" in Hinblick auf andere und wären auch vollkommen damit zufrieden, wenn sie niemals im Leben eine einzige sexuelle Erfahrung mit jemandem teilen würden, d.h. sie empfinden keinen (primären/intrinsischen) Leidensdruck durch ihre Asexualität.
Wenn du ein
sexueller Mensch bist, der sich gegen Sex entschieden hat oder der keine Möglichkeit dazu hat, dann trifft darauf eher der Begriff "Abstinenz" oder im religiösen Kontext auch "Zölibat" zu. Bei manchen Menschen kann die Ablehnung von Sex aber auch so weit gehen, dass sie einen Hass auf alles sexuelle und sogar auf sexuelle Menschen entwickeln. Diese Einstellung bezeichnet man als Antisexualität und sie hat mit Asexualität nichts zu tun. Die meisten Antisexuellen sind nicht asexuell auch wenn einige davon es sich einreden wollen.
Es gibt für sexuelle Menschen natürlich auch viele gute Gründe, ein Leben ohne Sex zu führen. Es kann sich dabei um religiöse oder moralische Gründe handeln, sie könnten die Vorstellung von Sex nicht mögen, sie könnten der Meinung sein, dass Sex nur innerhalb einer langlebigen Beziehung praktiziert werden sollte oder sie können sich aufgrund von negativen Erfahrungen in der Vergangenheit für zukünftige Enthaltsamkeit entscheiden. Der Unterschied zwischen Asexuellen und zölibatären oder abstinenten Menschen besteht darin, dass Asexuelle sich nicht ausgesucht haben asexuell zu sein, sie sind es einfach. Du könntest viele Gemeinsamkeiten mit Asexuellen haben und du könntest auch aus einer Teilnahme an der asexuellen Gemeinschaft Nutzen ziehen, aber eine Gruppe, die speziell auf zölibatäre oder abstinente Menschen ausgerichtet ist wird für dich vermutlich sinnvoller sein.
Ich bin eine sexuelle Person, aber unfähig, Sex zu haben. Werde ich dadurch asexuell?
Nein, das ist nicht der Fall. Wenn man sich zu anderen sexuell hingezogen fühlt bzw. Verlangen nach Sex erlebt, ist man eindeutig nicht asexuell. Die Unfähigkeit zu Sex wird im Allgemeinen als Impotenz bezeichnet. Menschen, die zwar sexuell sein können und wollen aber keinen Partner finden und daher keine sexuellen Erfahrungen haben bezeichnen sich oftmals als Absolute Beginners. Beide Gruppen sind mit diesem Zustand aber im allgemeinen nicht zufrieden. Für Asexuelle ist es hingegen vollkommen in Ordnung, keinen Sex und keine sexuelle Beziehung zu haben.
Asexuelle können aber natürlich zusätzlich auch impotent sein. Der Unterschied zu Sexuellen besteht darin, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie sich damit unwohl fühlen, solange sie ansonsten gesund sind. Wer eigentlich doch Sex haben möchte, es aber egal aus welchen Gründen nicht kann, der wird hier wahrscheinlich nicht die richtige Gemeinschaft für sich finden.
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Ich betrachte mich als [hetero/homo/bi/irgendetwas
anderes], aber die Definition von Asexualität trifft dennoch auf mich zu. Habe
ich Unrecht?
Nein, du liegst nicht falsch. Viele Asexuelle mit
"Romantiktrieb" haben eine Orientierung (sie verlieben sich nur in Menschen eines bestimmten Geschlechts und/oder mit bestimmten Merkmalen). Einige Asexuelle könnten sich dazu entscheiden, nur mit bestimmten Persönlichkeitstypen eine Beziehung einzugehen z.B. aus
intellektuellen Gründen oder aus einer Vorliebe heraus, so wie man auch eine bestimmte
Schokoladensorte bevorzugt. Andere Asexuelle identifizieren sich vielleicht als biromantisch oder panromantisch, weil ihre Beziehungen nicht geschlechtsabhängig sind (Schokolade und
Erdbeere schmecken beide). Asexuelle können natürlich auch unkonventionelle Beziehungen
ausbilden.
Ich glaube, dass Asexualität im Grund "queer" ist, oder? Sehen sich Asexuelle als Teil der LGBT(+) - Community?
Das
war Thema von vielen Diskussionen und Streitgesprächen. Auf der Grundlage von Umfragen im deutschen Forum ergibt sich ein relativ ausgeglichenes Verhältnis zwischen Asexuellen, die sich dem queeren Spektrum und/oder der LGBT(+) - Community zuordnen würden und solchen, die es nicht tun. Siehe dazu die Umfragen in diesem Thread und in diesem Thread.
Auf der einen Seite ist "queer" alles, was von der Norm abweicht, besonders der sexuellen Norm, und es
gibt einige Asexuelle, die z.B. die Beziehungen, die sie eingehen (oder nicht eingehen), als vollkommen
unkonventionell und daher "queer" ansehen. Auch gibt es viele Asexuelle, die der Meinung sind, dass Asexuelle in der Gesellschaft oftmals auf ähnliche Art und Weise benachteiligt oder ausgegrenzt werden wie z.B. Homosexuelle und/oder, die der Meinung sind, dass Asexuelle bei einem möglichen "Outing" auf ähnliche Probleme bzw. Ablehnung stoßen wie andere "sexuelle Minderheiten" und aufgrund dieser Umstände sowie der geringen Bekanntheit von Asexualität Teil eines "queeren Spektrums" sind.
Andererseits gibt es aber auch viele Asexuelle, die ihre Beziehungen als vollkommen normal betrachten und/oder die sich unabhängig von ihrer Ausrichtung (selbst wenn diese homo, bi bzw. pan - asexuell ist) nicht wünschen, eine "queer" Identität anzunehmen.
Die starke Tendenz zur Sexualisierung innerhalb der queeren Community und in manchen Bereichen der LGBT(+) - Community (wie sie sich z.B. auch auf den Paraden des CSD manifestiert) wirkt auf viele Asexuelle abschreckend und/oder sie sehen in der oftmals praktizierten sexuellen (Selbst)Darstellung mehr Gegensätze als Gemeinsamkeiten mit dem Thema Asexualität. Daher kann dieser Bezugsrahmen von Asexuellen auch als grundsätzlich unpassend empfunden werden um über Asexualität aufzuklären. Zusätzlich kann auch die starke Politisierung der queeren Community, insbesondere durch ihre Abweichung von der gesellschaftlichen Mitte (oftmals im Kontext einer deutlich linken Politik) und/oder aufgrund ideologischer Tendenzen (oftmals in Richtung des Queer-Feminismus und des ideologisierten Begriffs "Gender" sowie die darauf gründende ideologisch motivierte Manipulation der Sprache) auf viele Asexuelle abschreckend wirken. Der moderne Feminismus wird von vielen Asexuellen (genau wie von anderen Menschen auch) insbesondere auch als sexistisch gegenüber Männern und gegenüber Heterosexuellen (was hetero-emotionale Menschen prinzipiell mit einschließt) empfunden, siehe dazu diesen Thread. Eine Mitgliedschaft in der queeren Szene und nochmals deutlicher die Einordnung in feministisch geprägte Bereiche der LGBT(+) - Szene ist vor diesem Hintergrund vor allem für viele hetero-emotionale männliche Asexuelle (und natürlich auch für viele andere Asexuelle) nicht akzeptabel. Die Zugehörigkeit oder nicht-Zugehörigkeit zum queeren Spektrum oder der LGBT(+) - Community ist somit eine rein individuelle Entscheidung. Es sollte sowohl vermieden werden Asexualität in der Gesamtheit mit dem Begriff LGBT(+) oder als Teil eines "queeren Spektrums" zu identifizieren als auch in der Gesamtheit davon auszuschließen.
Sind Asexuelle
[vernünftiger/klüger/etc.] als Sexuelle?
Asexuelle sind so
unterschiedlich wie Sexuelle. Manche können vernünftig und/oder intellektuell sein,
manche sind das weniger.
Es geht der Mythos um, dass eine
asexuelle Überlegenheit aus Freiheit von "Ablenkung" durch Anziehung,
Sexualtrieb und Sex resultiert. Um dem zu begegnen sollte man berücksichtigen, dass Sexuelle
fähig sind, auch an andere Dinge zu denken. Außerdem wurden einige
der größten Werke in Kunst, Musik und Literatur durch sexuelle Fantasien oder
Aktivität motiviert oder inspiriert. Asexuelle sind nicht besser oder schlechter
als Sexuelle, nur eben anders.
Ich bin so froh, dass ich diese
Gemeinschaft gefunden habe. Leute, die Sex haben sind so [lästig/dumm/liegen
falsch/böse], oder nicht?
lästig
In einer Gesellschaft zu leben,
in der jeder als sexuell angesehen wird und in der Medien, besonders Seifenopern und
Werbung, jeden als sexuell und ständig vom Sex in Versuchung geführt darstellen,
kann man sich zu recht ausgegrenzt und ignoriert fühlen. Man könnte es als
zutiefst frustrierend empfinden, dass die Leute um einen herum, die persönliche Realität gar
nicht wahrnehmen, dass diese Leute ständig annehmen, man wäre sexuell interessiert. Es ist
verständlich, wenn man diesem Frust Luft verschaffen will, indem man sich darüber
aufregt, wie sehr sexuelle Leute nerven. Das könnte aber nicht die beste
Reaktionsweise sein.
Wenn sich Leute einem selbst gegenüber einfach nur
unüberlegt verhalten, weil sie es nicht verstehen, versucht man am besten
es ihnen zu erklären. Wenn Freunden die Existenz von Asexuellen klar wird,
werden sie sich einem selbst und anderen gegenüber vielleicht rücksichtsvoller
verhalten. Je mehr Leute wissen, dass sie Freunde von Asexuellen sind, desto
sichtbarer wird Asexualität und umso häufiger wird Asexualität auch in den Medien thematisiert werden.
Wenn man jemandem sagst, dass man asexuell ist und
derjenige diese Perspektive immer noch ignoriert dann sollte man sich allerdings aufregen!
dumm
Leute, die Sex haben, sind nicht mehr oder weniger dumm als alle anderen.
Sex an sich kann wie eine irgendwie unbeholfene und willkürliche Aktivität wirken und es
kann verwirren, dass Sexuelle so ein großes Ding daraus machen. Es ist aber wichtig, dass
man Sexuelle ebenso akzeptiert, wie man selbst von ihnen akzeptiert werden will.
liegen falsch/sind schlecht
Es ist nichts falsch oder schlecht
mit Sex oder denen, die ihn praktizieren. Sex ist eine schöne, angenehme Sache
für die bereitwilligen Erwachsenen, die ihn genießen. Wer asexuelle Leute
sucht, die mit ihm zusammen antisexuell eingestellt sind, wird
wahrscheinlich enttäuscht sein. Asexuell zu sein bedeutet nicht, dass man Sex
hasst, es bedeutet lediglich, dass man kein Verlangen danach hat. Wenn man in
einer sexuellen Welt als Asexueller aufgewachsen ist, kann es sein, dass man einige
Vorbehalte gegen Sex hat, jedoch ist es ebenso wahrscheinlich, dass man als
Asexueller überhaupt nicht darüber nachdenkt.
Warum wollen oder
brauchen Asexuelle ein "Coming Out" überhaupt?
Auf einige Asexuelle
trifft tatsächlich zu, dass ihre Asexualität für sie überhaupt keine Rolle
spielt. Sie haben nie einen Grund, Sex zu erwähnen und fühlen sich in ihren
zwischenmenschlichen Kontakten vollkommen wohl.
Andere Asexuelle finden
sich in Situationen wieder, in denen von ihnen erwartet wird, sexuell zu sein. Sie
könnten sich unter Druck gesetzt fühlen, sexuelle Anziehung vorzutäuschen, um
nicht aufzufallen und es einfacher zu haben. Viele befinden sich in einer sozialen
Umgebung, die ständig über sexuelle Anziehung redet, seien es Sexgespräche im
Büro oder das obligatorische "Sieh dir mal ihre Beine an!". Es könnte leichter sein, einfach
mitzumachen und vorzutäuschen, dass man sexuelle Gedanken und Gefühle hat, aber
wenn Widersprüche zwischen den Worten und dem tatäschlichen Empfinden für andere offensichtlich werden
manövriert man sich mit dieser Strategie nur selbst ins Abseits.
Einige Asexuelle empfinden es daher als
aufbauend, auch gegenüber anderen als ohne sexuelle Anziehung zu gelten. Sie
müssen nicht mehr in den Hintergrund abtauchen, wenn über Sex gesprochen wird,
oder sexuelles Interesse vortäuschen, um sich anzupassen. Sie können vollständig
offen darüber sein, wer sie sind und was sie fühlen.
Ein weiterer
bedeutsamer Vorteil liegt darin, die Sichtbarkeit und Akzeptanz für Asexuelle in
der Gesellschaft zu erhöhen. Mit wachsender Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft
verbreitet sich auch die Akzeptanz für Asexualität als einem legitimen Teil des
menschlichen Erfahrungsspektrums. Schon ein einziger Asexueller erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass andere
Asexuelle nicht mit dem Gedanken groß werden müssen, dass irgendetwas mit ihnen
nicht in Ordnung ist und sich dessen schämen müssen.
Ein "Coming out"
bleibt aber natürlich eine persönliche Entscheidung und niemand sollte jemand anderen
geringer schätzen, wenn er sich dagegen entscheidet.
Brauchen wir
überhaupt eine asexuelle Gemeinschaft?
Man könnte der Meinung sein,
dass eine asexuelle Gemeinschaft nichts nützt, aber andere Asexuelle
nehmen eine Menge mit vom gemeinsamen Teilen von Erfahrungen.
Es
gibt eine Reihe verschiedener Dinge, die man für sich herausziehen kann. Einige
Mitglieder wünschen sich, mit anderen über ähnliche Erfahrungen zu sprechen,
andere erfahren gern die gesamte Bandbreite an Erfahrungen innerhalb der
Gemeinschaft. Wieder andere reden von ihrer Suche nach einer romantischen
Beziehung, manche reden gern über die zahllosen Möglichkeiten asexueller
Beziehungen. Einige möchten gern lernen, wie man ungezwungener mit seiner
Asexualität umgeht, andere sind ganz wild darauf, zu feiern, was sie sind.
Einige möchten die Situation für zukünftige Asexuelle erleichtern, andere wollen
verbreiten, dass Asexualität existiert und es ok ist, so zu sein. Einige wollen
Asexualität und Sexualität theoretisch diskutieren, andere wollen einfach Spaß
haben und mit anderen Gedichte oder Geschichten teilen.
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Ich möchte wirklich Sex mit anderen haben, die ich liebe, aber wenn ich dabei bin, fühle ich überhaupt nichts und es ist
schrecklich. Was ist los mit mir?
Wenn man Sex nicht schön findet oder sogar
äußerst enttäuschend, könnte der Grund dafür darin liegen, dass man eigentlich
gar keinen Sex will, sondern nur das, was man sich darunter vorstellst oder davon erhofft.
Man sollte gut darüber nachdenken, was Sex für einen bedeutet. Was erwartet man vom Sex zu bekommen?
Vielleicht ist man auf der Suche nach extremen Vergnügen? Vielleicht willst man
eine tollen, gemeinsamen Ausdruck von Liebe. Vielleicht willst man den
Partner glücklich machen oder denkst, dass man durch seine/ihre Lust
Befriedigung erfährt. Vielleicht möchte man auch so intim und eng wie möglich mit
ihm/ihr verbunden sein?
Wenn man weiß, was genau man im Sex sucht,
kann man nach anderen Wegen suchen, um das gleiche zu erreichen. Das wichtigste dabei ist,
mit dem Partner darüber zu sprechen und und die gegenseitigen Bedürfnisse zu ermitteln.
Bedeutet es, dass ich immer allein bleiben werde, wenn ich asexuell bin?
Nein, überhaupt nicht. Asexuelle erreichen und führen viele
verschiedene Arten von Beziehungen, von engen Freundschaften über romantischen
Partnerschaften zu anderen Arten von Verbindungen, für die unsere Gesellschaft
vielleicht keine Worte hat.
Es wird sich aber oftmals als schwerer herausstellen,
jemanden zu finden, der eine herkömmliche Beziehung mit der Voraussetzung
eingeht, dass Sex nicht mit inbegriffen ist. Man sollte aber nie vergessen, daß es viele andere
Leute mit geringem oder gar keinem Verlangen nach sexueller Interaktion da draussen existieren und es viele Menschen gibt, denen
Liebe und Kameradschaft wichtiger sind als Sex.
Man sollte die Hoffnung nicht
aufgeben!
Was, wenn es nur eine Phase ist?
Tja, was dann? Das ändert
doch nichts daran, dass man sich gerade jetzt als asexuell empfindet.
Die Hoffnung,
letztendlich zu einem sexuellen Mensch zu "erblühen" kann dazu verführen
die eigene Asexualität zwar hinzunehmen, aber sie nie wirklich zu akzeptieren.
Selbst wenn sich noch etwas verändert: Willst man sein Leben wirklich damit verbringen, sich selbst als
eine Art "unfertige" Person wahrzunehmen und sehnsüchtig auf den Tag zu hoffen, an dem
man endlich vollkommen wird? Könntest man sich nicht wohler damit fühlen, sich
als vollständige und wertvolle Person zu akzeptieren, so wie man im Moment ist?
Es ist keine Schande, sich jetzt so zu identifizieren und später anders.
Die eigene Identität sollte einen nicht einschränken. Wenn man sich weiterentwickelt
und verändert hat, dann beschreibt man sich am besten einfach neu. Wenn man Angst davor
hat, in Zukunft anders zu sein, ändert das nichts daran, welche Bezeichnung für
einen heute sinnvoll ist. Veränderung ist nichts Schlimmes.
Ich kann mich
nicht als Asexueller identifizieren. Was ist, wenn ich die/den Richtige/n finde
und sexuelle Aktivitäten mit ihm/ihr anfange?
Wenn du eines
Tages den/die Richtige/n findest wäre das toll!
Dich als asexuell zu
identifizieren bedeutet keine Festlegung auf Abstinenz. Es bedeutet zu erkennen,
wie du bist. Du kannst Beziehungen haben und sexuell sein, wenn du dich dazu
entschließt. Viel Glück auf der Suche nach dem Richtigen!
Irgendwas
muss bei mir ziemlich schief gelaufen sein. Ich bin gestört. Ich glaube, ich
kann meine Asexualität auf etwas zurückführen, was mir in meiner Kindheit
zugestoßen ist. Vielleicht bin ich deshalb so?
In einer Welt, in der sexuell zu sein als Normalität dargestellt wird, ist es leicht zu verstehen,
dass du dich anormal und gestört fühlst. Asexuell zu sein ist aber nicht schlimm, es ist einfach anders.
Wenn man sich für gestört hält, ist es verständlich, dass man einen Grund für eine Fehlfunktion sucht. Als Homosexualität noch als psychische Störung angesehen wurde, hat jeder, sogar Homosexuelle selbst, Theorien aufgestellt, was alles schief gegangen sein könnte, dass sie sich so entwickelt haben. Homosexuelle müssen eine schreckliche Kindheit und Jugend oder schlechte Erfahrungen mit jemandem des anderen Geschlechts gehabt haben. Heutzutage wird Homosexualität einfach als anderer Weg für Menschen gesehen und es ist deshalb sehr selten, von einem Homosexuellen Gründe für seine sexuelle Orientierung zu hören.
Asexualität ist lediglich ein weiterer natürlicher Weg. Du bist nicht gestört. Die Suche nach Ursachen ist völlig verständlich aber glaubst du, dass jeder andere, der die gleichen Erfahrungen im Leben gemacht hätte, sich deswegen auch genauso entwickelt hätte?
Ich mache mir Sorgen, ob ich meine Sexualität
verdrängt habe oder Asexualität nur dazu benutze, um mich vor der realen Welt zu
verstecken. Wie kann ich sicher sein, dass ich wirklich asexuell bin?
Nur man selbst kann wissen, ob man asexuell ist oder nicht. Erfährst du
sexuelle Anziehung zu anderen? Entscheidest du dich dazu, Verlangen nicht
nachzugehen oder hast du es überhaupt nicht? Wenn du wirklich unsicher bist,
wie du empfindest, dann könnte die asexuelle Gemeinschaft ein guter Ort
sein, an dem du dich selbst erkunden kannst.
Es gibt Menschen, die
bewusst oder unbewußt Sexualität vermeiden, weil sie z.B. die damit verbundene Intimität
vermeiden möchten. Diese Leute sind natürlich in der asexuellen Gemeinschaft
willkommen, werden aber oftmals herausfinden, dass auch hier
Probleme im Hinblick auf Intimitäten diskutiert werden und die Auseinandersetzung damit nicht
effektiv vermieden werden kann, indem man dem Thema Sexualität aus dem Weg geht. Asexuelle
beschäftigen sich mit all den komplexen Herausforderungen in Beziehungen wie
jeder andere auch.
Ich bin nicht gern asexuell. Ich wäre gerne
wie die anderen. Was ich kann ich machen?
Es gibt keinen Nachweis für die Möglichkeit, die eigene Sexualität zu ändern. Man kannst vielleicht die Art und Weise ändern, wie man auf Wünsche oder auch den Mangel an Wünschen reagiert, aber man kann an den Wünschen selbst nichts ändern. Insbesondere der Versuch Bedürfnisse künstlich über Konditionierung oder Gewöhnung im Sinne von "so lange essen bis es Spaß macht" zu erzeugen ist ein Form von selbstverletzenden Verhalten und daher in keinem Fall zu empfehlen. Natürlich ist es möglich, dass die persönliche Sexualität sich im Hinblick auf die Orientierung und die Intensität mit der Zeit von alleine verschiebt und verändert, aber das hängt nicht vom guten Willen ab und passiert nicht bei jedem.
Die beste Lösung ist es also, zu lernen, sich wohl zu fühlen mit dem, was man selbst ist und die eigene Sexualität zu akzeptieren obwohl man sie sich nicht ausgesucht hat und sie nicht verändern kann.
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Ich verstehe einfach nicht, wie Asexuelle mit
jemanden eng verbunden sein können. Wie ist es möglich, Beziehungen ohne Sex zu
haben?
Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten wie Asexuelle enge Bindungen und
Beziehungen mit anderen eingehen können. Einige haben enge Freundschaften,
andere fühlen sich in "traditionellen" (aber nicht sexuellen) romantischen
Partnerschaften wohl. Wieder andere gehen vollkommen neue und
einzigartige Beziehungsformen ein. Es gibt keine Richtlinien, die vorschreiben, wie nicht-sexuelle Liebe ausgedrückt werden soll.
Die Möglichkeiten für nicht-sexuelle Intimität sind vielfältig. Einige Asexuelle finden physische Nähe angenehm,
wie z.B. mit ihren Partnern Kuscheln oder auch Streicheleinheiten. Andere drücken Intimität
über Gespräche aus, vielleicht indem sie ihre tiefsten Ängste und Geheimnisse
teilen oder auch indem sie sich gegenseitig zum Lachen bringen. Einige Asexuelle empfinden
Intimität mit ihren Partnern, indem sie gemeinsamen Interessen und Aktivitäten
nachgehen oder indem sie auf gemeinsame Ziele hinarbeiten. Andere wiederum erfahren
Intimität durch eine Kombination von einigen, allen oder keiner der bisher genannten Möglichkeiten.
Ich würde gern mit jemandem
ausgehen, bin mir aber ziemlich sicher, dass er/sie sexuell ist. Was soll ich
tun?
Man sollte mit den eigenen Gefühlen offen umgehen und auch
darüber reden, was man innerhalb einer Beziehung mit jemanden teilen kann und was nicht. Es ist
wichtig herauszufinden, wie beide Partner über die Beziehung und sexuelle Interaktionen innerhalb dieser Beziehung denken.
Viele Leute haben wenig oder gar kein Interesse an Sex. Man sollte nicht annehmen, dass jeder andere zwingend sexuell ist, auch wenn es manchmal von aussen so aussieht. Auch einige sexuelle Menschen werden sich auf eine nicht-sexuelle Person
einlassen, wenn sie wirklich stark für sie empfinden. Es lohnt sich also, sein Glück
zu versuchen.
Ich könnte niemals anderen davon erzählen. Sie würden doch
denken, ich sei irre und mich auslachen!
In einer Welt, in der sexuelles Interesse
als Norm propagiert wird, wachsen viele Asexuelle mit dem Bewusstsein auf, dass
sie irgendwie krank, gestört oder defekt sind. Es ist daher leicht möglich, diese
Ängste zu internalisieren und zu glauben, dass andere das Thema Sexualität als
ebenso großes Ding ansehen, wie man selbst.
Die meisten Menschen
akzeptieren Asexualität aber ziemlich gut, wenn sie sie erst einmal verstanden haben.
Man wird wahrscheinlich erleben, dass ein "Coming Out" mit der Frage nach
einer Erklärung, was genau Asexualität genau ist und was nicht, verbunden sein wird.
Hierbei sollte man geduldig sein, da sich das Konzept nicht für jeden Menschen auch ohne weiteres erschließt.
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Was jetzt?
Ich habe noch eine Frage, die hier nicht zur Sprache kommt.
Genau dafür ist das Forum da!
Ich
würde gern meine Asexualität erkunden. Wohin kann ich gehen?
Wenn du den
Rest der Webseite und das Forum noch nicht gelesen hast, könnte das ein guter Anfang sein.
Wenn du
gern mit anderen Asexuellen reden oder etwas zur Gemeinschaft beisteuern
würdest, gibt es eine Reihe von Gruppen (sowohl online als auch offline). Beachte dazu das Forum und die Linkliste auf dieser Seite.
abschließende Hinweise
Vergiß nie, dass die einzige Person, die wissen kann, was
für sie gut ist, du selbst bist. Höre auf das, was andere zu sagen
haben, aber lass dich nicht davon verwirren.
Schubladen und Kategorien definieren einen nicht, sie beschreiben nur.
Begriffe sind Abkürzungen, um die Komplexität der eigenen Identität anderen zu
vermitteln und ein Sprungbrett, von dem ausgehend man sich selbst erkunden und
besser verstehen kann. Wenn eine Bezeichnung nicht mehr ausreicht, musst man sie
nicht mehr verwenden. Wenn eine Gruppe sagt, dass es nur einen einzigen wahren
Weg gibt, dann muss man sich nicht daran orientieren!
Es gibt viele
Gründe, eine asexuelle Identität zu begrüßen oder etwas zur asexuellen
Gemeinschaft beizusteuern, aber wenn man herausfindest, dass es für einen nicht
das Richtige ist oder man sich einschränkt, dann sollte man keine Angst haben anzusprechen, wie man sich
fühlt und falls das nicht hilft eine andere Gemeinschaft für sich finden.
Man
muss sich aber andererseits auch nicht als asexuell identifizieren, um an den erfahrungen Asexueller und an der von anderen Menschen innerhalb der Gemeinschaft teilzuhaben. Wenn man sich mit geringer oder gar keiner
sexuellen Anziehung zu anderen beschäftigt, sich aber nicht als asexuell
empfindet, dann ist man trotzdem herzlich eingeladen Ansichten und Erfahrungen in der
Gemeinschaft zu diskutieren.
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Stand Freitag, 2. Dezember 2016
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