Typen von Asexualität
Die Typen der Asexualität sind ein frühes und heute veraltetes Erklärungsmodell.
Sexualtrieb ? | |||
---|---|---|---|
ja | nein | ||
Anziehung ? | nein | Typ A | Typ D |
ja | Typ C | Typ B |
Das Modell basiert auf der Erkenntnis, dass sich asexuelle Menschen sowohl in Bezug auf ihren Sexualtrieb als auch in Bezug auf emotionale Anziehung unterscheiden.
Daraus wurde eine einfach 2x2-Matrix "gebastelt", wie oben gezeigt:
- Typ A
- Sexualtrieb, aber keine Anziehung:
Das sind die Menschen, die wissen oder vermuten, dass sich Sex auf einer rein biochemischen Ebene vielleicht gut anfühlen würde. Manche von ihnen betreiben auch Masturbation — aber sie sehen keine Notwendigkeit, Geschlechtsverkehr mit einem anderen Menschen zu haben. Ihr Sexualtrieb ist in Bezug auf andere Menschen ruhend.- Geschlechtsverkehr/Sex mit einem anderen Menschen kann sozial als unangebracht empfunden werden, vergleichbar einem Menschen, der gerne in der Nase bohrt und das als angenehm empfindet, jedoch niemals auf die Idee kommen würde vor anderen Menschen in der Nase zu bohren oder sich von anderen Menschen beim Nasebohren helfen zu lassen.
- Geschlechtsverkehr/Sex mit einem anderen Menschen kann emotional als unangenehm empfunden werden, d.h. der Sex kann beispielsweise unangenehme Emotionen und/oder Erinnerungen auslösen.
- Geschlechtsverkehr/Sex mit einem anderen Menschen kann zu schwache oder zu starke Reize auslösen. Zu schwache Reize lassen den Sex langweilig und uninteressant werden, zu starke Reize werden als schmerzhaft oder unangenehm empfunden. Zu dieser Gruppe gehören teilweise auch hochsensible Personen.
- Typ B
- Anziehung, aber kein Sexualtrieb:
Das sind Menschen, die sich emotional, geistig, intellektuell oder auch körperlich (jedoch nicht sexuell) von anderen Menschen angezogen fühlen. Sie stellen tiefe emotionale Verbindungen her, sie verlieben sich und lieben wie andere Menschen auch - aber aufgrund des fehlenden Sexualtriebes haben sie kein Bedürfnis sexuell mit dem Partner zu interagieren. Sehr oft genießen diese Menschen körperliche Zärtlichkeiten wie berührt und gestreichelt zu werden oder auch mit dem Partner zu Kuscheln - aber sie empfinden Sex wie eine ihnen fremde Sprache. Asexuelle vom Typ B sind manchmal auch bereit, ihrem Partner den eigenen Körper "für Sex" zur Verfügung zu stellen: Für die meisten sexuellen Partner ist ein "es über sich ergehen lassen" aber nicht genug - sie wünschen sich sexuell begehrt zu werden und wollen, dass der Partner Spaß am gemeinsamen Sex hat. Wenn das nicht der Fall ist - wie bei Asexuellen zwangsläufig - wird schnell an der Liebe gezweifelt: "Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du auch Sex mit mir haben wollen / Spaß daran haben / etc." - Typ C
- sowohl Anziehung als auch Sexualtrieb:
Das sind Menschen, die sexuellen Trieb verspüren und für die sich Sex auf einer biologischen Ebene gut anfühlt. Manche von ihnen betreiben Masturbation, die als angenehm empfunden wird. Sie sind auch fähig, tiefe emotionale Verbindungen herzustellen, mit anderen auszugehen, sich zu verlieben und zu lieben.
Aber "Sex" und "Liebe" sind für diese Menschen etwas völlig Verschiedenes und völlig unvereinbar. Diese Menschen glauben oft, daß Sex ihren Partner zu einer Sache machen (und die Liebe herabstufen) würde oder sie haben selbst das Gefühl beim Sex "benutzt" zu werden. Der eigene Trieb ist für sie eine Sache, mit der sie den Partner nicht belästigen wollen - ähnlich wie auch "Druck" vorhanden ist auf die Toilette zu gehen – was aber noch lange nicht bedeutet, daß der Partner bei dieser Sache dabei sein muss. - Typ D
- keine emotionale Anziehung und keinen Sexualtrieb:
Das sind Menschen, die Geschlechtsverkehr/Sex als unangenehm empfinden. Wie Asexuelle vom Typ A können auch diese Menschen engen und emotionalen Freundschaften aufbauen, aber sie verlieben sich nicht und verspüren meist auch keinen Reiz an Liebe. Sie können bestimmte Menschen besonders interessant finden, aber sie empfinden Nichts, dass sie selbst als "Anziehung" definieren würden.
Kritik an den vier Typen:
Es ist leicht zu erkennen, dass diese einfach 2x2-Matrix zu einfach gestrickt ist, um die gesamte Bandbreite asexueller Erfahrungen und Empfindungen abzubilden.
Es ist nicht möglich, alle Asexuelle in eine dieser 4 "Schubladen" einzuorden. Teilweise gibt es Menschen, auf die obrige Beschreibungen passen - die sich jedoch selbst nicht als asexuell identifizieren. Anders herum gibt es auch Menschen, die sich als asexuell sehen, ohne in eine der "Schubladen" zu passen.